Mein nachhaltiger PC?

Wer ein Auto kaufen will, wird mit Power, Design, Sicherheit und Innenausstattung beworben. Seit der Energiewende ist vermehrt im Kleingedruckten auch die CO2-Emission zu finden. Wer einen PC kauft,  kriegt die Kernanzahl und Gigaherz des Prozessors, die RAM-Stärke und das Festplattenvolumen zu hören. Ob die Kiste unter sozialverträglichen Bedingungen und umweltfreundlich konstruiert wurde, ob sie wenig Strom verbraucht, leicht upgradebar und gut recyclebar ist, interessiert keinen Schwanz. Der Männer Lieblinge stehen sich da in nichts nach. Allerdings gibt es die ganz großen Kisten mit fetten Grafikkarten, die allein 300 und mehr Watt verschlingen können nur bei den Spielefreaks zuhause, während im Mainstream erst die Notebookwelle und nun die Tabletwelle schwappt – natürlich in Kombination mit dem Smartphone. Das ist energetisch günstig, denn diese Gadgets verbrauchen sehr viel weniger Strom, aber sie sind weniger reparierbar und überhaupt nicht nachrüstbar, d.h. sie sind vielleicht doppelt so schnell Elektronikschrott wie die ehrwürdigen PCs.

Dennoch ist der PC nicht verschwunden, er steht millionenfach in Büros, und ich brauche ihn auch als professionelles Arbeitsgerät. Die Notebookentwicklung hat zu leistungsfähigen Prozessoren geführt, die (relativ) wenig Strom brauchen. Da gibt es inzwischen Stromspar-PCs, die 28 Watt im Leerlauf und 45 Watt unter Vollast schlucken. Die kann man  ergoogeln, aber im Angebot der großen Märkte findet man die nicht. Und ein Verkäufer bei Saturn dürfte im Zweifelsfall noch nie etwas davon gehört haben.

Ich habe zuhause noch eine klassische Kiste mit einem Netzteil von  500 Watt max, ich habe schon ein stromsparendes Motherboard und einen stromsparenden Prozessor, was dazumal den Preis um 200 € gegenüber einer vergleichbaren „Normalkiste“ erhöht hatte. Das ist ein Porsche, mit dem ich aber die meiste Zeit nur auf einer sehr befahrenen, schmalen Strasse fahre. D.h. mein Rechner läuft tags und bis spät abends fast ununterbrochen, weil ich sehr häufg daran etwas mache, und dann wieder mal unterbreche, aber was ich die meiste Zeit daran mache, das könnte ich mit einem Smart erledigen. Der Energiesparmodus des Rechners könnte den Verbrauch in den Leerzeiten dämpfen, aber der funktioniert nicht richtig (wenn er aus dem Schlaf erwacht, ist das Internet verschwunden, und stellt sich nur über Neustart wieder ein). Wenn schon nicht ganz nachhaltig (weniger davon und sozialverträglich), so wollte ich doch energieeffizienter werden.

Mein Plan: ich baue mir eine kleine Stromsparkiste, mit der ich meine vielen kleinen Alltagsroutinen, Mailen, Internetsurfen, Schreiben, Arbeiten korregieren,.. erledige, die läuft dann mit Sparmodus die meiste Zeit, und nur, wenn ein Videoschnitt, und Bildbearbeitung mit großen Dateien anfällt, kommt der Große ans Netz.

Eine schnelle Festplatte (SSD) hatte ich noch. Atomprozessoren sind sparsam und billig, also schaue ich da nach. „Das Intel® PC-Mainboard D2700MUD bildet ein Desktop-PC-System, das die unabhängige Doppelanzeige unterstützt“. Das klang sehr gut, ein Mini-Motherboard (Mini IXT-Format), das wegen seiner Leistung  sehr gelobt wurde, kostet ca. 64 € dazu ein Minigehäuse mit Netzteil 36 €, ein 4 MB Ramriegel 20 € alles im Internet bestellt, und dann kann es losgehen. Klar, diese Kampfpreise sind nur mit Drecksausbeutung in Cina möglich, würde das zu sozialverträglichen Bedingungen bei uns produziert, würde ein Faktor 5 kaum reichen. Also schon mal Nachhaltigkeit ade. Dann wollte ich nicht den großen Konzernen dienen, sondern habe Linux installiert (Ubuntu) ein Betriebssystem im Public Domain. Aber leider gabs da Probleme, die Installation brach auch nach mehreren Versuchen in 32 und 64 Bitvarianten regelmäßig am Ende ab. Im Internet finde ich dann den Hinweis, das die CPU meines Motherboardes nicht gerade Linux-geeignet sei – das hätte ich mal vorher lesen sollen. Ich bleibe legal,  und erstehe ein Windows 7, 64 Bit Betriebssystem zu 45 €. Die Installation klappt auf Anhieb, nur die Grafikeinstellung erweist sich als sehr mager, von wegen 2 Bildschirme anzusteuern, nur einen mit wenig Variation. Wieder hilft mir die Internetwissensbank auf die Sprünge, jetzt lese ich, dass Intel für die 64-Bitversion keinen Treiber entwickelt hat. Zu spät, 32 Bit oder XP wären besser gewesen! Viel Trial und noch mehr Error ist das Ergebnis meiner aus der Kindheit mitgenommenen Bastelleidenschaft. Für meine Zwecke reicht die Performance der Grafikkarte gerade noch. Der Mini braucht so ca. 20 Watt, mein unlängst erstandener Spar-Monitor kommt auch mit ca. 20 Watt davon. So vermute ich mal, dass ich bei konsequenter Nutzungsweise eine CO-2 Reduktion von 1/5 gegenüber meiner Altanlage erreiche. Was mich noch begeistert hatte, der Mini-PC wird mit 12 Volt gespeist (Notebooks meist mit 19). D.h. ich kann im Sommer, wo ein Solarpanel im Garten einen Akku lädt, den Kleinrechner mit dem Akku speisen, dann ist zumindest der Betriebsverbrauch CO2-neutral. Der ökologische Fußabdruck, der hinter all den Geräten steht, den schauen wir besser mal nicht so genau an.

 
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