Die Schirn, Kunsthalle Frankfurt, zeigt bis zum 3. Februar die Ausstellung „PRIVAT. Das Ende der Intimität“. Man kann bei der Schirn selbst recherchieren. Oder die ganz lesenswerte Besprechung von Melanie Mühl nachschlagen.
Eingangs sind ganz gute Kurzinformationen zu post privacy an der Wand. Z.B. mit dem Titel „Peinlichkeit“ vgl. nebenstehende Tafel.
Wer häufiger auf Facebook zugange ist, fühlt sich weniger irritiert (als die faz-Journalistin), die Menge an intim Trivialem ist das tägliche ästhetische Brot dieses Netzwerkes. Nur wegen der öffentlich posierten amerikanisch puristischen Sittenstrenge fehlen in Facebook nackte Brüste und Pornoverdächtigkeiten, die sich hier in der Schirn vielleicht etwas untypisch austummeln, denn das Intime ist ja nicht nur der Sex, es ist auch die umstrickte Klorolle oder das rosa Kuscheltier.
Der Porno im Netz ist mit einem Monumentalwerk sehr schön ad absurdum geführt geradezu tausendfach wird auf kleinen Quadraten auf Video-Kurz-Schnipseln gevögelt.
Schlechte Bildqualität und Auralosigkeit bestimmen die meisten Bilder. Aber da sie hier in groß abgelichtet werden, und der Museumsort ihnen besondere Bedeutung einimpft, ist es etwas mehr als das deja vue. Aber was es mehr ist, wurde mir nicht ganz klar. Man muss es eigentlich nicht sehen.
Hängengeblieben sind bei mir zwei Installationen. War es Nan Goldin, ich weiß es nicht, es ist ein Film, bei dem die Filmemacherin vier Paare natürlich wesentlich im Bett „begleitet“. Als Zuschauer sieht man da weiter, wo andere Filme aufhören, ohne dass Porografie produziert wird. Gute Emotionen und leicht verschwommene Bewegungen, letztlich ist da doch noch etwas Privatheit bewahrt durch die nicht sexsistische Sichtweise. Aber ich frage mich, auch wenn hier authentisch erzählt wird, will ich das sehen? Ich will ja auch nicht sehen, wie jemand in der Nase bohrt. Immerhin, sehr grenzgängerisch.
Weiter sind die Bilder von Evan Baden ganz beeindruckend, weil sie nicht das Facebookbild zeigen, sondern den Moment, in dem sie entstehen.
Warum unbedingt Ai Weiwei und dazu noch so massiv dabei sein muss? Nebenstehender Text steht als Info an der Wand.
Weil er mal in einem Interview über die Genese seines Blogs geschrieben hat? Wenn sich jemand wie Ai Weiwei auf einem Blog äußert, dann wird keine Privatheit nach außen gekehrt, sondern dann nutzt eine überaus öffentliche Person das Medium Internet zur Selbstdarstellung. Im Falle Chinas, wo dem Künstler die Selbstdarstellung ständig zensiert wird, mag das etwas anders sein (vgl. den Blogtext) aber in den Kontext vom „Ende der Intimität“ gehört das m.E. nicht. Die Deplaziertheit fällt auch über die Qualität seiner Fotos auf. In den zahlreichen Ausstellungskästen an der Wand hat ein Profi mit teuren Objektiven gearbeitet.
Dennoch, schaut Euch diese Ausstellung an, es ist der Versuch, wie Kunst auf Post Privacy reagieren kann.