PC- und Netzkompetenz der „Digital Natives“

Über die PC-Kompetenzen Jugendlicher und die verbreitete Aktivität im Netz gibt es einige Untersuchungen und viele Behauptungen. Bei Amazon findet man zwei Hände voll Titel, was die digitale Generation tue oder nicht tue. Bei Wikipedia kann man nachlesen, dass der von Marc Prensky bereits 2001 geprägte Begriff „digital native“, die Generation bezeichnet, die etwa ab 1980 geboren wurde, so dass in deren Jugendzeit die digitalen Medien zur selbstverständlichen Lebensumwelt gehört. Dort steht aber auch, dass deutsche Medienwissenschaftler (Schulmeister) über diese Begriffspointierung nicht glücklich sind, weil nach ihrer Ansicht sich das Nutzerverhalten im Medienumgang eben doch nicht grundlegend verändert habe.

Prüfen ist besser als behaupten, so habe ich einen Fragebogen auf  Studierende eines Studienganges außerschulische Bildung (Universität Gießen) losgelassen, der nach Komptenzen und Internetverhalten direkt fragt. Das Alter der Befragten bewegt sich zwischen 22 und 26 Jahren, also „Digitale Natives“. Ca. 3/4 weiblich. Das ist natürlich alles andere als repräsentativ, wenn überhaupt, zeigt es einen Milieuausschnitt der kommenden Akademikergeneration im pädagogischen Bereich.

Zum Gerätebesitz:

Alle haben einen Laptop, die Hälfte hat zusätzlich einen Desktop zuhause, die Hälfte hat auch ein Smartphone mit Internetzugang (das hätte ich höher erwartet). Und nur 17% haben einen E-Reader.

Zur digitalen Gestaltungs-Kompetenz:

Die Kompetenzfragen („Ich beherrsche eine Anwendung „xy:“) enthielten drei Antwortkategorien „nein“, mittel“, „gut“.
Immerhin sagen nur 80%, von sich, dass sie eine „gute“ Textverarbeitungskompetenz haben. Mit Präsentationssoftware ist es so, dass sich 65% mit guter und 30% mit mittlerer Kompetenz einschätzen. Excel können nur noch 5% gut, 40% mittel und 55% nicht.

Im medialen Bedreich schätzt sich 30% „gut“ und knapp die Hälfte der Befragten „mittel“ bei der Bildbearbeitung ein, bei der Tonbearbeitung geben 70% „keine“ und bei der Videobearbeitung geben 55% „nein“ als Komptenz an. D.h. mit Bildern, Ton und Video kreativ umgehen kann über die Hälfte dieser Befragten nicht.

Als Indikatoren für eine technische PC-Kompetenz wurde nach der Fähigkeit gefragt, ein Betriebssystem oder ein Programm installieren zu können. Fast die Hälfte kann kein Betriebssystem installieren, d.h. der Rest kann es mäßig bis gut. Bei der Fähigkeit Programme zu installieren liegt der Kompetenzgrad höher, das können 80% gut und nur 5% nicht!

Zum Internetverhalten:

 Aktivität im Internet nein  etwas  viel
Ich recherchiere Fachbegriffe 5  30  65
Ich lese Nachrichten 15  35  50
Ich kaufe Literatur 30  30  40
Ich nutze soziale Netze 10  25  65
Ich kommentiere Beiträge in sozialen Netzen 35  55  10
Ich schreibe Beiträge in sozialen Netzen 45 45 10
Ich skype 25 65 10
Ich chatte 20 35 45
Ich lese Blogs 35 50 15
Ich habe Feeds abboniert 80 15 5

Diese Nennungen bestätigen die gängigen Thesen. Auch die gebildeten jugendlichen Internetnutzer sind viel mehr Kommunikationskonsumenten als Produzenten. Dass man in der Uni nicht zu 100% im Netz recherchiert, hat mich verwundert. Das Lehrbuch spielt hier doch noch eine Rolle. Jugendliche lesen weniger Zeitung (habe ich allerdings nicht erfragt) sie lesen mehr Nachrichten im Internet. Es wird sehr weniger in Blogs gelesen – die Blogsphäre ist in dieser Befragung marginal. Die „Facebookgeneration“ nutzt diese Plattform lange nicht so, wie sie theoretisch könnte. Das große Modewort „Cloudcomputing“ ist bei dieser Ziuelgruppe noch relevanzlos, nur 15% nutzen etwas und 10% nutzt virtuelle Speicher häufiger.

Vergleicht man diese Ergebnisse mit repräsentativeren Untersuchungen, so ergibt sich in der Tendenz eine ganz gute Übereinstimmung. Nach einer Studie von BITKOM von 2012 ergibt sich folgendes Bild der Nutzung in sozialen Netzen:


(Frage: „Welche Funktionen von sozialen Netzwerken nutzen Sie? Bitte kreuzen Sie alles an, was zumindest gelegentlich auf Sie zutrifft.“ Angaben in %)

Fotos hochladen, Meldungen Posten tun nur noch die Hälfte, und Videos werden noch weniger geladen, wobei man das „gelegentlich“ in der Frage nicht unterschätzen sollte, d.h. die regelmäßigen Aktivitäten dürften niedriger liegen. Die große Dominanz von „Nachrichten verschicken“ und „chatten“ zeigt, dass die one-to-one Tools viel mehr genutzt werden als mögliche „soziale tools“ (z.B. Statusmeldungen an die Gruppe, Fotos für die Freunde). Facebook ist damit mehr ein bequemes Werkzeug zur persönlichen Kommunikation im engen Umkreis und weniger ein soziales Medium im Sinne einer Sozialität im öffentlichen virtuellen Raum.

 

 
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