Raif Badawi Solidarität

Solidarität mit Raif Badawi

 

„Je suis Charlie“ hatte ich sehr aktut in der unmittelbaren emotionalen Aufladung gegen den Terrorakt in Paris hier kommentierend gepostet. Das ist eine Methapher für Meinungsfreiheit, auch wenn sie sehr kühn ist, denn ich bin sicherlich nicht Charlie.  In Paris war nicht nur die Meinungsfreiheit angegriffen, es war auch ein gezielter rassistischer Schlag gegen die Menschen im jüdischen Supermarkt. Dass hier eine Supersolidaritätswelle wenn auch nur für einen Tag ausgelöst wurde, fand ich großartig. Als Blogger möchte ich hier noch einmal explizit Solidarität und Protest gegen Meinungsunterdrückung bekunden. Ich bin nicht der Blogger Raif Badawi, ich lebe in einem Land, wo man ungefährdet bloggen kann, aber ich hoffe sehr, dass die weltumspannende Empörung gegen die Scheichs (und die anderen Übeltäter) Früchte trägt.

Das Gemtzel gegen Andersdenkende geht weiter, aber man kann nicht ständig Solidaritätsbekundungen absondern. Je-Suis-Charlie verschliss sehr schnell. Wie viele deutsche Dumpfbacken hinter den rassistischen Pegidanführern herlaufen, zeigt nur, welche Lücken eine Solidarität mit Minderheiten und Unterdrückten hat. 2014 wurden weltweit sechsundsechzig Journalisten ermordert, hunderachtundsiebzig wurden verhaftet. Der Blogger Raif Badawi, der in Saudi Arabien auf seiner Internetseite Liberal Saudi Network die Religionspolizei kritisiert hatte, gehört zu den Verhafteten und bestialisch Verurteilten. Der Vorwurf „Beleidigung des Islam“ reicht aus, um 1000 öffentlich verabreichte Stockschläge und zehn Jahre Haft zu erhalten. Die ersten 50 Stockschläge waren so brutal, dass die nächsten vom Gefängnisarzt aus Gesundheitsgründen ausgesetzt wurden. In Saudi Arabien regiert das Mittelalter, unmenschlichste Folter ist Teil der dortigen Scharia. Kopfabschlagen ist Usus, d.h. in Nichts stehen diese barbarischen Scheichs dem IS nach – und sie sind unsere Verbündeten! Mutti Merkel und Cameron marschieren in Paris gegen den Terror, aber sie schweigen gegen den saudischen Terror. Protestiert wird aus der zweiten Linie, Steinmeier nennt in der BAMS die Strafe für Raif Badawi grausam, falsch, ungerecht. Die EU protestiert – und der saudische Botschafter in Berlin stellt die Aussetzung der Prügelstrafe in Aussicht (noch unbestätigt). Protest hat dann doch Erfolg! Die Öllieferungen und die Rüstungsgüter, die dorthin exportiert werden, lassen unsere Moral zu leicht verstummen. Raif Badawi wäre schon zum dritten mal halb tot geprügelt, wenn seine Frau nicht in Kanda wohnen würde und von dort aus öffentlichwirksam Proteste angefahren hätte, die das System zur Zurückhaltung zwingen. Wehe dem kritischen saudischen Bürger, der im Westen unbekannt ist.

 
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