BNE

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)  in der ausserschulischen / Erwachsenenbildung. Es gibt in Deutschland eine „Mainstream-BNE“, die über zwei große, länderübergreifende Projekte verwirklicht wurde. Federführend sind Prof. de Haan und Frau Harenberg (http://www.blk-bonn.de/papers/heft72.pdf).  Fast die gesamte Literatur zu BNE bezieht sich auf diese Referenz. Wesentliches Charakteristikum ist die „Gestaltungskompetenz“, die mit BNE erreicht werden soll, um die Bürger für eine Gestaltung eines nachhaltigen Deutschlands zu befähigen. Seit 2005 beteiligt sich Deutschland vorbildlich an der UN-Dekade zur BNE mit einem eigenen Portal (www.bne-portal.de/)

Das Konzept ist „angebotsorientiert“, d.h. darin bestimmen die Curriculumentwickler, was und wie die Lernenden lernen sollen, und welche Kompetenzgrade erreicht werden sollten. Das funktioniert für den formalen Bildungssektor (Schule, Hochschule) leidlich, für die Erwachsenenbildung sollte aber besser auf „nachfrageorientierte“ Konzepte gesetzt werden, d.h. dabei bestimmen die Lernenden, welche Inhalte und Kompetenzen sie für ein Nachhaltigkeitsproblem erwerben möchten, das ihnen bildungsrelevant erscheint. Zu diesem Feld fehlt es an Forschung und an Literatur. Die folgenden Artikel zur Kategorie BNE werden um diesen ausserschulischen Komplex BNE kreisen. Ich freue mich auf anregende Kommentare, bzw. auch Beiträge aus der Szene.

 

2 Antworten zu BNE

  1. Ingrid Nolting sagt:

    Der ethische Imperativ, der gelebt werden sollte, um eine nachhaltige Entwicklung möglich zu machen, kann nicht einfach in einer Weiterbildung vermittelt werden. Meiner Meinung nach ist es wirklich hinderlich, dass viele gute Umweltbildungsanbieter meinen, mit aller Gewalt entweder alle drei Aspekte (Ökonomie, Ökologie, Soziales) oder ihre Lernziele in die Gestaltungskompetenzen nach De Haan umformulieren zu müssen (oder indirekt dazu gezwungen werden, da es sonst z.B. keinen finanziellen Zuschuss gibt). Ich kenne ein Beispiel, da wirkt das umgestaltete Programm wie an den „Haaren herbeigezogen“ und sehr „erzwungen“. Ein anderes Problem ist, dass oft BNE-Angebote nicht genutzt oder angenommen werden, da für den Weiterbildungssuchenden keine Relevanz bzw. kein Nutzen erkennbar ist. Die Relevanz ist deshalb auch für den Einzelnen nicht zu erkennen, da in Politik und Wirtschaft auch keine Einstellungs- bzw. Strategieänderungen zu beobachten sind. Es werden zwar Beschlüsse zur Co2- Reduktion gemacht und in Paris ein Konsens mit einem 1,5 °C – Ziel getroffen, aber weiterhin an der Notwendigkeit eines Wirtschaftswachstums festgehalten.
    Wichtig ist, weil es eben um unsere Existenz geht- und wir keine Wahl mehr haben, (außer wenn wir aufhören wollten zu existieren 😉 dass Verantwortungsbewusstsein bei jedem Einzelnen anzuregen, und das kann nur über die Bildung gehen. Insofern meine ich, dass dies wirklich nur die Bildung leisten kann. Das Problem von nachfrageorientierten Konzepten ist, dass sie eben diese „Aufklärung“ nicht erfasst und interessengeleitet und anwendungsorientiert eventuell mehr Menschen erreicht, jedoch so nicht die Welt „retten“ kann 😉
    Es muss also für die außerschulische Bildung und Erwachsenenbildung noch andere Konzepte geben, die dies bewerkstelligen können. Zum Beispiel Angebote in Form von Elternabenden in der Schule, interessante (philosophische) Gesprächskreise über Nachhaltige Entwicklung, den kategorischen Imperativ von Kant und die ökologische „Erweiterung“ dieses Imperativs von Jonas… ausgehend von der Kirche oder anderen sozialen Einrichtungen im Stadtteil…es müssen Ansätze sein, die jedem Einzelnen eine Notwendigkeit für eine nachhaltige Entwicklung bewusst machen und somit einen Zugang zu BNE-Angeboten schaffen.

     
  2. HApel sagt:

    Hallo Ingrid,
    schön dass zu diesem Thema auch mal ein Kommentar von „draussen“ kommt. Es geht in Ihrem Beitrag um die Frage, was kann Bildung leisten? Sie schreiben selbst eingangs, dass in einer Weiterbildung nicht einfach der ethische Imperativ als Handlungsimpuls vermittelt werden kann. Dem stimme ich total zu!
    Aber in der Mitte machen Sie einen Schwenk, da kann auf einmal nur die Bildung Verantwortungsbewußtsein anregen! Was gilt denn nun?
    Viele Untersuchungen legen nahe, dass dem moraltisch-ethischen Erziehen sehr enge Grenzen gesetzt sind. Die Herausbildung eines ethischen Bewußtseins ist ein sehr komplexer Prozess, in dem Eltern, Ingroup, sozio-kulturelle Umwelt, etc. und vielleicht auch genetische Veranlagung mitspielen. In diesem Werdungkonzert spielt Bildung vielleicht ein klein bisschen mit, mehr aber nicht. Bildung stärkt sicher die Fähigkeiten/Potenzen eines Menschen (wenn das nicht mal wäre, müßten wir Pädagogen unseren Bankrott anmelden), aber was der dann mit diesen Fähigkeiten macht, steht auf einem anderen Blatt.
    Nun noch zur Nachfrageorientierung. Das ist leider eine ganz banale Forderung, denn alle Ihre schönen Bildungsformate, wie Elternabend, Gesprächskreis, etc. funktionieren nicht, wenn niemand zu diesen Angeboten hinkommt! Die Zwangsbeschulung funktioniert in der Erwachsenenbildung nicht.
    Obwohl ich nicht glaube, dass man mit BNE Menschen zum nachaltigeren Handeln erziehen kann, halte ich BNE dennoch für sinnvoll. Denn diejenigen, die sich für eine zukunftsfähigere Zukunft einsetzen, brauchen BNE, um das gut und professionell zu machen. BNE qualifiziert gewissermassen die Nachhaltigkeitsfraktion und stellt Wissen bereit, ohne dass man nicht „richtig“ nachhaltig erkennen und handeln kann. MfG
    Heino

     

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