Das Internet macht das Geldsammeln für eine Projektidee möglich. Neudeutsch heißt das „Crowdfunding“, übersetzt auch „Schwarmfinanzierung“. Es gibt Beispiele gerade aus dem Medienbereich, wo in kurzer Zeit sehr viel Geld gesammelt wurde. Allgemein kenne ich die Kritik, dass wer bereits einen Namen hat, und damit meist auch über ein öffentliches Netzwerk seines Bekanntheitsgrades verfügte, der hat Erfolg im Crowdfunding. Und wer unbekannt ist, und gerade deshalb Unterstützung gut gebrauchen könnte, bringt keinen großen Schwarm zusammen, der eine nennenswerte Geldsumme erbringen könnte. Es gibt Internetplattformen, auf denen Projekte sich zum Crowdfunding präsentieren können, und Unterstützer können dort nach Projekten suchen, die sie für förderwürdig halten. Ich habe mal auf der Crowdfundingseite „Satrtnext“ das Stichwort „nachhaltig“ eingegeben und finde immerhin 126 Einträge. Die Szene hat offensichtlich die Wundertüte Crowdfunding entdeckt.
Die ersten drei aufgeführten Projekte: „German Lifestyle Award – Nachhaltiges Einkaufen“, „Nachhaltiger Konsum“, „forum universum – Marktplatz für Nachhaltigkeit“ sind gänzlich schief gelaufen, sie haben nur 1 bis 2% ihrer angestrebten Fördersumme erzielt mit jeweils nur wenigen „Supportern“. Bei den drei folgenden Projekten: „KiBa – einfach nachhaltig für unsere Kinder von Geburt an“, „Fair & Nachhaltig – Mode & Möbel – Zwei Konzepte Ein Ladenprojekt“, „Tag des guten Lebens: Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit“ sieht es schon besser aus. Zwei davon wurden zu 100% und eins zu 12% finanziert, wobei die angestrebten Summen sich jeweils auf 5000.-, 6500.- und 7000.- belaufen.
Beim Durchblättern der „Nachhaltigkeitsprojekte“ sehe ich, dass doch eine größere Zahl von Projekten erfolgreich gesammelt haben. Thematisch überwiegt nachhaltiger Konsum. Die Plattform behauptet von sich, dass 60% ihrer Projekte erfolgreich finanziert werden.
Das Crowdfunding funktioniert nach dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“, d.h. ein Projekt gibt eine kalkulatorische Summe an, die in einem begrenzten Zeitraum (meist ein Monat) gesammelt werden soll. Möglich ist dabei auch, das z.B. ein Projekt bereits Fördergelder erhält, oder einen Sponsor hat, so dass das Crowdfunding noch eine Ergänzung dazu beiträgt. Wenn die Summe nicht zusammenkommt, geht das Geld an die Spender zurück. Die Stratnext-Plattform wickelt den Einzahlungsmodus (nach erfolgreichem Abschluss) ab, so dass der Projektanträger damit nicht belastet wird. Dafür gibt es ein flexibel zu handhabendes Entgelt (Provision) für die Plattform. Als Gegenleistung für den Förderbetrag steht die ideelle Unterstützung des Anliegens des Projektes, oder aber es können kleine Produkte (T-shirt mit Aufdruck, Eintrittskarten für Veranstaltungen, Poster, etc.) erworben werden, was man jeweils auf der Projektseite ankreuzen kann.
Ein wesentliches Erfolgsgeheimnis besteht in der Größe des Unterstützernetzwerkes, das in jedem Falle von einem „realen“ Netzwerk (Familie, Freunde, Beteiligte,.. ) ausgehen sollte. Die Plattform sagt dazu:
„Wie groß ist das Netzwerk, das hinter dem Projekt steht? Die Unterstützung eines Crowdfunding-Projekts beginnt fast immer im eigenen Netzwerk – bei Freunden, der Familie, Fans oder deinem Publikum und ihren Netzwerken. Wenn du aktiv kommunizierst und dein Projekt Kreise zieht, werden nach und nach Menschen dazu kommen, die du noch nicht kennst und du kannst deine Community aufbauen. Je größer dein Netzwerk ist, umso realistischer ist es, ein höheres Fundingziel zu erreichen.“
Das Crowdfunding kommt nicht nur aus dem Land der Ursprünge (fast) aller Internettechnologien, es kommt auch aus dem Land mit schwachen Sozialstandards, geringer öffentlicher Gesundheits-, Bildungs-, und Kulturvorsorge. Wo die öffentliche Förderung zurück gefahren wird, kann ja Crowdfunding einspringen! Sollte man sich nicht doch lieber für mehr Steuern, insbesondere im Hochverdienermilieu einsetzen, als für neue Wege des Geldsammelns bei denen, deren Renten gekürzt, deren Ersparnisse nur noch Verluste erbringen, und deren Mieten und Energiekosten ständig steigen? Andererseits ist eine nachhaltige Entwicklung auch ein zivilgesellschaftliches Projekt, wo nicht ständig auf den Staat zu verweisen ist. Crowdfunding ist ein Bürgerbeteiligungsmodell, was eigentlich eine gute Sache ist, die hilft, ein Projekt zur eigenen Sache zu machen. Wer fördert, der engagiert sich, und das wollen wir ja eigentlich.