Verändertes Konsumverhalten der Generation Y?

The Cheapest Generation“ titeln die Autoren Thompson und Weissmann ihren Beitrag im ATLANTIC MAGAZINE, sept. 2012, der auf eine mögliche spannende Veränderung der Konsumgewohnheiten der amerikanischen Jugend (die Milleniums oder die Generation Y) hinweist. Während 1985 38% der Jugendlichen zwischen 21 und 34 Jahren neue Autos kauften, waren das 2010 nur noch 27%. Zwischen 1998 und 2008 fiel der Anteil derer, die einen Führerschein erwerben um 28%. Die Experten rätseln, ob das ein Nebeneffekt der Rezession ist, also nur ein verzögerter Kaufstau, oder ob das eine grundsätzliche Einstellungsverschiebung ist. Ähnliche Trends liegen im Hauskauf  und in der Verschuldung vor. Weil die Hälfte der Haushaltsausgaben in den USA (bislang) in Auto- und Hausanschaffung gehen, ist das ein Schlüsselbereich für die Ökonomie. Bisher wurde in den USA noch jede Krise mit einem Boom im Haus- und Autokaufen überwunden.

In diesem Kontext weisen die Autoren auf den vermehrten Austausch von Gütern und Dienstleistungen hin, was insbesondere mit der hohen Vernetzung über Smartphones sehr viel einfacher geworden ist. Zipcar, der Welt größter Car-Sharing Club wurde 2000 gegründet und hat heute 700.000 Mitglieder. Die „sharing-economie“ wächst beständig, denn auch Unternehmen gehen zusehends dazu über, höherwertige Anlagen gemeinsam zu betreiben. Der Tauschhandel (thredUP), der gebrauchte Kleidungsstücke vertreibt, oder Airbnb, ein Tauschmarkt für Übernachtungen und andere Güter, wären ebendfalls ohne Internet so nicht denkbar. D.h. die IT-Technologien sind Trägern neuer gemeinschaftlicher Dienstleistungsnutzungen.

Wenn die Jugendlichen Häuser oder Wohnungen erwerben, dann sind das niedrigpreisigere (gegenüber ihren Eltern), bevorzugt in kleinen Subzentren (Suburbs) wo die nötigen Alltagsprodukte zu Fuß oder per Rad erreichbar sind. Die Autoren behaupt auch, wo Verdichtungen vorliegen, entstehen Produktivitätszuwächse. Kleine Wohnungsausgaben bedeuten auch wieder einen Reduzierung der materiellen Güternachfrage.

Für die Automobilindustrie und den Haussektor mit meist gering qualifizierten Arbeitskräften sind das katostrophale Entwicklungen. Ein Jugendlicher gibt ca. 1000 $ pro Jahr für IT-Kosten aus. Was er beim Auto- und Hauskauf einspart, geht aber der Wirtschaft nicht verloren. Es findet eine Umschichtung zugunsten des Bildungssektors statt. Wenn hier die Ausgaben erhöht werden, wäre das langfristig für die USA von Vorteil sagen die Autoren.

Wenn diese Konsumveränderung und  die „sharing-economie“ mehr als eine Krisen-Delle wären (Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse,..), dann läge in der Tat hier auch unter Nachhaltigkeitsaspekten eine sehr interessante Entwicklung vor, zu der ich im deutschen Raum noch keine Untersuchungen kenne.

Nachtrag: Doch es gibt eine:

Studie “Deutschland teilt!” bestätigt Trend des Teilens in Deutschland
Die neue Studie “Deutschland teilt!” zeigt: Eine Ökonomie des Teilens nimmt in Deutschland an Fahrt auf.  Auftraggeber der Studie war die Plattform Airbnb, die sich selbst als Vorreiter eines Konsumwandels bezeichnet: von Eigentum-Ökonomie zu einer Ökonomie des Teilens

 

 
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