Netzpalaver

Das Internet verändert uns, wir verändern das Netz. Da laufen Moden durch, wie z.B. ab 2005 die WEB 2.0 Metapher, die eigentlich nur einen neuen Begriff hergibt, für Dinge, die auch vor diesem Datum alle schon vorhanden waren, Tools zur Kommunikation, die aber bis dato nicht in der Intensität – und nicht unter dem Renditedruck existierten. Der leise stetig schleichende Prozess, der in den Medien nicht als Hype diskutiert wird, ist die wachsende Kommerzialisierung im Netz, alles ist nur aus Gründen der Gewinnerzielung da, selbst die Hacker sind heute ein riesiges Geldmaschinenkartell. Jüngster Angriff gegen freie Zugänge ist die Entwicklung des  Extensible Firmware Interface das als BIOS auf PCs mit einem Sicherheitsschlüssel von den Herstellern festgelegt wird, damit nur noch zertifizierte Software drauf läuft, das wäre das Ende von Open Source, denn die Lizensen sind teuer, kleine unabhängige Entwickler werden ausgekickt. Spieklnd zum Konsumieren animieren ist obersters Ziel der Tablets. Hol dir ein kostenloses Einsteigerapplet, das macht dann Hunger auf mehr, und das kostet dann was.

Seit den jüngsten arabischen Revolutionen geht ein neuer Hype um, das Internet als Revolutionär, als Tyrannenschreck. Es kann allerdings darüber gestritten werden, ob Facebook die Massen auf den Tahirplatz gebracht hat, oder ob die Massen urwüchsig mit einer Vielzahl von Kommunikationswegen zusammen kamen, und dann erst zu twittern anfingen und in facebook zu posten. Nach dem Internetpessimisten Evgeny Morozov nutzt das Netz den Diktaturen mehr als den demokratischen Bewegungen.

Die Gesellschaft gewöhnt sich an Phänomene. Zu Beginn des Internets wurden die bis spät in die Nacht werkelnden  Nerds noch als „zwanghafte Programmierer“ stigmatisiert.  Heute feiert man die Facebook-Generation, die Stunden am Tag am PC oder eben an diversen Mobilteilen verbringt. Aus Konsumenten seien Produzenten geworden – aber was wird da in der großen Masse produziert? Haben wir aber wirklich eine soziale Revolution? Ich habe früher mit Freunde auf der Strasse gespielt und kommuniziert, Dann kam das Festnetz, das zur Jugendzeit meiner Söhne heftigst genutzt wurde, um in die Gänge zu kommen, als die dann Handys hatten, lief der Spektakel über diese, und jetzt kommuniziert ein sehr großer Prozentsatz über Facebook, aber durchschnittlich sind das auch nur, 1,4 Freundeskreise, dh. die Gruppen, mit denen man sich ausstauscht, wachsen nicht dramatisch, nur die Formen, über die das geschieht, verschieben sich.

Digital Gap. Das Netz verschärft wahrscheinlich die Ungleichheit zwischen den bildungnahen und bildungsferen Schichten. Die Datenschätze im Netz können von den Ahnungslosen nicht gehoben werden, und die Chance, sich weltweit zu informieren, setzt Fremdsprachkenntnisse voraus.

Also – es gibt viel zu spekulieren und diskutieren, wohin wir mit dem Netz zukünftig driften werden.

 

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